Aus einer Stagnation wurde eine leichte Rezession. Im dritten Quartal sank die Wirtschaftsleistung Österreichs das zweite Mal in Folge – diesmal um 1,2 % im Vergleich zum Vorjahresquartal. Der Konjunkturausblick Österreichs ist auch für die erste Jahreshälfte 2024 trüb.
Noch im Juni sah die ganze Sache mit den Prognosen nicht derart dramatisch aus. Ja, das BIP-Wachstum von 0,3 % (WIFO) bzw. 0,5 % (IHS) für das Jahr 2023 wäre zwar klein ausgefallen, aber immerhin ein Wachstum. Die Hoffnung ist endgültig dahin. Mit getrübten Aussichten geht Österreichs Wirtschaft in die letzten Wochen des Jahres 2023. Die Wirtschaftsleistung schrumpft heuer laut Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) um 0,8 % bzw. um 0,4 %, wenn es nach den Berechnungen des Instituts für höhere Studien (IHS) geht. Falls sich die WIFO-Prognose bewahrheitet, droht Österreich die voraussichtlich schwächste wirtschaftliche Entwicklung in der EU im Jahr 2023.
Ausschlaggebend für die starke Abwärtsrevision war die überraschende Schrumpfung der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal, welche auch im dritten Quartal anhalten dürfte.
Als Bremsklötze wirken vor allem die stark gestiegenen Zinsen. Sie dämpfen nicht nur die Investitionstätigkeit, sondern reduzieren auch den fiskalischen Spielraum. Durch den neu entflammten Nahostkonflikt ergeben sich außerdem zusätzliche Risiken für die weltweite Konjunktur und Energiepreise.
Konjunkturausblick: Negative Stimmung in vielen Branchen
Die Rezession zeigt sich quer über die Wirtschaftsbereiche. Besonders schlecht ist die Stimmung bei den Einzelhandelsunternehmen und im Hochbau. Der stationäre Einzelhandel spürt die Rezession – gepaart mit der noch immer recht hohen Inflation – deutlich stärker als zu Jahresanfang erwartet. Sehr skeptisch sind auch die Einschätzungen im Hochbau. Dort hat sich die Stimmung durch die hohen Zinsen verdüstert. Im Tiefbau sieht es besser aus. Dort sind die Projekte weniger zinsabhängig.
2023 nicht alles im Minus und es wird 2024 wieder besser
Eine positive Entwicklung wird im Jahr 2023 in der Beherbergung und Gastronomie erwartet, hier soll die Bruttowertschöpfung um +4,0 % zulegen (WIFO). Der Sektor profitiert noch von Erholungseffekten nach den Pandemiejahren. Die Ausgaben ausländischer Urlauber in Österreich entfalten positive Impulse.
Im nächsten Jahr 2024 wird durch eine zyklisch bedingte Erholung ein BIP-Wachstum von 0,9 % (IHS) bzw. 1,2 % (WIFO) erwartet.
Aber leider: Deutschland und Österreich sind Schlusslichter
Hohe Zinsen und geopolitische Konflikte bremsen die globale Konjunktur. Die
Eurozone ist jene Weltregion, die sich derzeit wirtschaftlich am schwächsten entwickelt. Österreich und Deutschland schrumpfen heuer voraussichtlich und werden zu den Schlusslichtern unter den Industrieländern. Dagegen wachsen einige Schwellenländer stark: Indiens BIP soll heuer um 6,3 % und jenes von Vietnam um 4,7 % zulegen.
Der globale Einkaufsmanagerindex der Industrie sank im Oktober auf ein 11-Monats-Tief. Auftragsrückgänge führten zu einem Produktionsrückgang und Beschäftigungsabbau. Rückläufig war die Investitionsgüterproduktion, während die Konsumgüterherstellung u.a. wegen Weihnachten anstieg. Regional betrachtet zog Europa, allen voran Deutschland, den Index hinunter. Schwellenländer, wie Indien, Indonesien und Mexiko, notierten hingegen im Wachstumsbereich.
Die detaillierten Datenblätter mit allen Zahlen, Statistiken und Grafiken gibt es hier Konjunkturradar Nov 2023 online und hier WIFO/IHS Datenblatt online.